Vor dem Haus erinnern drei Stolpersteine an Ruth Zuckermann (1931-1942), Perle Zuckermann (1897-1942) und Ossi Steinfeldt (1938-1942).
In dem als „Judenhaus“ bekannten Gebäude lebten, nachdem sie aus ihren Wohnungen vertrieben oder diese bei Bombenangriffen zerstört worden waren, auf engstem Raum viele der Rostocker Juden: Ruth war das jüngste von vier Kindern des Ehepaares Heinz und Perle Zuckermann. Ihr Vater betrieb in der Langen Straße ein Geschäft für Schuh- und Konfektionswaren. Der Vater und ihre drei Brüder konnten aus Deutschland fliehen. Perle und Ruth blieben in Rostock. Sie wurden nach Auschwitz deportiert und dort vergast. weiter lesen...
August-Bebel-Straße 15-20
An Dr. Franz Josephy (1893-1944), der als einziger jüdischer Richter in Mecklenburg-Schwerin tätig war, erinnert vor dem Gerichtsgebäude ein Stolperstein.
Nach seiner Promotion in Rechtswissenschaft, heiratete er 1921 die Kinderärztin Dr. Edith Zimmt (1899-1944). Seine Frau war zuerst als Assistenzärztin in der Rostocker Universitätskinderklinik tätig (vor dem Hörsaal in der Rembrandtstraße 16 befindet sich ein Stolperstein mit ihrem Namen). Danach eröffnete sie ihre eigene Praxis, die sie nach 1933 jedoch aufgeben musste. Aufgrund seiner erzwungenen Pensionierung zogen Franz und Edith Josephy 1936 nach Berlin. Von dort wurden sie 1943 mit den Bewohnern und Ärzten des jüdischen Altersheims nach Theresienstadt deportiert. weiter lesen...
Augustenstraße 20
2004 bezog die Rostocker Jüdische Gemeinde mit 613 Mitgliedern ihr neues Gemeindezentrum in der Augustenstraße. Die ausschließlich aus Zuwanderern der ehemaligen sowjetischen Staaten bestehende Gemeinde wurde 1994 mit 103 Mitgliedern gegründet.
Zuerst unterhielt die Gemeinde ein Gebäude am Wilhelm-Külz-Platz. Da sie dort erst 1998 einen eigenen Betraum erhielt, mussten bis dahin religiöse Feiern in Provisorien stattfinden.
Von der „Sonntagsschule“, über Hebräischunterricht und der Hilfe bei der Integration der Zuwanderer in das neue Leben, bis hin zum Krankenbesuch und Bestattungen auf dem Jüdischen Friedhof begleitet die Gemeinde ihre Mitglieder. weiter lesen...
Augustenstraße 101
Nach der Gründung der jüdischen Gemeinde 1870 in Rostock konnten Versammlungen, Feiern und Gottesdienste nur in den Privatwohnungen der Gemeindemitglieder abgehalten werden. Erst 1897, mit dem testamentarischen Vermächtnis Meyer Gimpels, wurde mit dem Bau einer Synagoge begonnen. Am 14. September 1902 fand die Einweihung der Synagoge, die mit 350 Plätzen die größte Mecklenburgs war, in einem öffentlichen Festakt statt. In ihren Räumlichkeiten wurden Gottesdienste, Gemeindeversammlungen, Feiern, der Religions- und Hebräischunterricht für Kinder und Kulturveranstaltungen bis 1938 ausgerichtet. Am 10. November 1938 wurde die Synagoge von der SS angezündet. weiter lesen...
Ernst-Barlach-Straße 1-3
Von 1924 bis 1928 leitete der Unternehmer und Politiker Leo Glaser (1876-1948) die mecklenburgische Handelskammer. Der 1901 bei Wilhelm Conrad Röntgen promovierte Chemiker stellte chemisch-pharmazeutische und kosmetische Präparate in seiner Firma Haliflor-Company GmbH her. 1919 gehörte er zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei in Mecklenburg.
1938 wurde er zeitweilig inhaftiert und seine Firma enteignet. Er war jedoch vor einer Deportation in ein Konzentrationslager durch seine „privilegierte Mischehe“ mit einer Nichtjüdin geschützt. Nach dem Krieg engagierte er sich wieder in der Politik. weiter lesen...
Friedrichstraße 31
Hans Moral (1885-1933) kam 1913 als Assistenzarzt an das Zahnärztliche Institut der Rostocker Universität. Im folgenden Jahr wurde er zum Institutsdirektor ernannt und erhielt 1917 die Professur. Es gelang ihm u. a. durch die Schaffung einer eigenen Bettenstation die Rostocker Universitätszahnklinik zu einer der modernsten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland zu gestalten. Hans Moral kam seiner Lehrtätigkeit in den folgenden Jahren mit Vortragsreisen und Lehraufträgen in ganz Europa nach. In den 20er Jahren war er erheblichen antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Mit Inkrafttreten des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 1933 wurde er entlassen.
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Konrad-Adenauer-Platz
Am 10. Juli 1942 um 7.01 Uhr wurden 24 Rostocker Juden, die zuvor durch die Gestapo benannt und von Polizisten aus ihren Häusern durch die Straßen zum Hauptbahnhof getrieben worden waren, mit dem Zug nach Ludwigslust gebracht. Gemeinsam mit anderen mecklenburgischen und Hamburger Juden wurden sie am nächsten Tag nach Auschwitz transportiert. Niemand – vom ältesten, dem 63jährigen Albert Bragenheim, bis zum jüngsten, dem vierjährigen Ossi Steinfeldt – überlebte. weiter lesen...
Jüdischer Friedhof
Die 1870 gegründete Jüdische Gemeinde war nicht die erste in Rostock. Historische Quellen belegen bereits um 1270 eine solche. Ihr Friedhof befand sich am heutigen Vögenteichplatz vor dem Kröpeliner Tor. Der neuzeitliche Friedhof liegt in der südwestlichen Ecke des heutigen Lindenparks: 1873 fand dort die erste Beerdigung statt. Bis 1942 folgten über 360 Bestattungen.
Die erhaltenen Grabsteine erinnern unter anderem an: Siegmund Bernhard (1846-1934) war von 1900 bis 1923 Gemeindevorsitzender und Bürstenfabrikant. Sein Sohn Arnold Bernhard (1886-1944) hatte von 1938 bis 1941 als letzter das Amt des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde inne. weiter lesen...
Kröpeliner Straße 60
Hier eröffnete Hugo Sawitz (1885-1922) 1918 seine eigene Kanzlei als Rechtsanwalt. Sein Vater Bernhard Sawitz (1857-1930) kam 1884 aus Litauen nach Rostock und übernahm für über 40 Jahre in der 1870 gegründeten Gemeinde die Aufgaben eines „Kultusbeamten“.
Der Jurist Hugo Sawitz nahm als Kriegsfreiwilliger 1914 am 1. Weltkrieg teil. Nach seiner Entlassung wurde er 1918 als Mitglied der DDP in die Rostocker Stadtverordnetenversammlung gewählt. Er schuf 1919 die erste demokratische Rostocker Stadtverfassung. Sie beinhaltete u. a. das aktive und passive Frauenwahlrecht, den Vorrang des Kommunalparlaments vor dem Magistrat. weiter lesen...
Kröpeliner Straße 95
Der Maler und Grafiker Bruno Gimpel (1886-1943) wuchs als Sohn eines großherzoglichen Hoflieferanten in der Kröpeliner Straße 95 auf. Nach einer Lehre als Dekorationsmaler studierte er an der von Peter Behrens geleiteten Düsseldorfer Kunstakademie bei Fritz Ehmcke. Seine Ausbildung setzte er an der königlichen Kunstakademie in Dresden bei Otto Gussmann fort.
Seiner Geburtstadt Rostock blieb er bis 1933 als Mitglied der Vereinigung Rostocker Künstler (VRK) verbunden. An den regelmäßigen VRK-Ausstellungen beteiligte er sich mit Ölbildern, Aquarellen und werbegrafischen Arbeiten. weiter lesen...
Neuer Markt 1
Der Bürgervertretung, die im Rathaus tagte, gehörte als erster jüdischer Abgeordneter der Justizrat Meyer Cohn (1851-unbekannt) bis zu seinem Wegzug 1912 nach Berlin an. Er war ab 1879 der erste jüdische Rechtsanwalt in Rostock.
Vor dem Rathaus erinnert ein Stolperstein an der Haltestelle der RSAG an Richard Siegmann (1872-1943): Als Direktor der Rostocker Straßenbahn von 1898 bis 1935 war er der wichtigste Pionier der Verkehrs- und Tourismusentwicklung in Rostock. Der Liberale gehörte bis 1933 der Stadtverordnetenversammlung an und war seit 1926 Präsident der Landesversammlung jüdischer Gemeinden in Mecklenburg-Schwerin. weiter lesen...
Patriotischer Weg 16
Vor dem Haus erinnern zwei Stolpersteine an Bernhard (1926-1942) und Paula Blach (1891-1942). Bernhard wuchs mit seinen älteren Geschwistern Herbert und Marga im Patriotischen Weg auf. Seine Mutter Paula Blach war die Tochter des Rostocker Händlers Herrmann Kaatz aus der Langen Straße. Sie heiratete 1919 den ehemaligen russischen Kriegsgefangenen Berkow Blach, der in der Doberaner Straße ein Geschäft für Uhren und Schmuckwaren eröffnete. Ihr Mann verstarb 1926. Die 35jährige Witwe mit drei Kindern führte das Geschäft allein weiter. Bei der Erziehung der 1920, 1922 und 1926 geborenen Kinder erhielt sie von ihrer Mutter Hilfe. weiter lesen...
Paulstraße 5
Marie Bloch (1871-1943) absolvierte eine Ausbildung zur Kindergartenleiterin an der Pestalozzi-Fröbel-Schule in Berlin. 1908 kam sie nach Rostock. Zwei Jahre später eröffnete sie in der Paulstraße einen Kindergarten, an den eine Kinderpflegerinnenschule angeschlossen war. Sie engagierte sich in Rostocker Frauen- und Kindervereinen.
Ab 1933 war sie, obwohl gläubige Christin, den antisemitischen Gesetzen unterworfen. Die Kinderpflegerinnenschule wurde 1934 von den Nazis geschlossen. Kurze Zeit später musste sie auch den Kindergarten aufgeben und das Haus verkaufen. 1942 wurde Marie Bloch nach Theresienstadt deportiert, wo sie ein Jahr später starb. weiter lesen...
Schillerplatz 10
Seit 1991 ist das Haus am Schillerplatz 10 Sitz der Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock und trägt den Namen von Max Samuel (1883-1942).
Die von Max Samuel entwickelte Gummibürste für Wildlederschuhe war der Grundstein seiner Firma, der „EMSA-Werke“, in der Friedrichstraße 28. 1921 kaufte er für seine Familie die Villa am Schillerplatz 10. In seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, die er seit 1923 ausübte, gelang es ihm, das Landesrabbinat und den Oberrat von Schwerin nach Rostock zu verlegen. Nach 1933 widmete er sich fast ausschließlich der Gemeindeleitung und der jüdischen Sozialarbeit. weiter lesen...
Schröderplatz 1a
Nach dem 1. Weltkrieg eröffnete Hans Lindenberg (1887-1944) am Schröderplatz 1a eine Arztpraxis. Der promovierte Mediziner war als "Armenarzt" bekannt. Als Vorsitzender der Rostocker Ortsgruppe des „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e.V.“ bekämpfte er den zunehmenden Antisemitismus.
Seine Ehefrau Edith Lindenberg (1887-1944) engagierte sich in der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei. Außerdem war sie Mitbegründerin der Rostocker Ortsgruppe der Deutschen Friedensgesellschaft.
Ab 1933 widmeten sich beide der Sozialarbeit in der Jüdischen Gemeinde. weiter lesen...
Universitätsplatz 1
An der Rostocker Universität waren bis 1933 nur wenige Juden tätig. Darunter waren Emil Utitz (1883-1956), David Katz (1884-1953) und seine Frau Rosa Katz (1885-1973). Mit ihrer Arbeit etablierten sie die Psychologie als eigenständiges Fach.
Emil Utitz kam 1906 an die Rostocker Universität. Er hielt Vorlesungen zur Psychologie und Kunstwissenschaft. 1916 erhielt er eine Professur. Er engagierte sich politisch in der Rostocker Ortsgruppe der Deutschen Demokratischen Partei und in der Kunstszene. Von 1933 bis zu seiner Deportation nach Theresienstadt 1942 war er an der Prager Universität tätig. weiter lesen...